Wieviel Modernisierung verträgt ein Classic Finn?

G1117

Wieviel Modernisierung verträgt ein Classic Finn?

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Lieber Classic-Finner,

ich habe mir diesen Winter einen 1970er Mader Finn zugelegt, an dem es erst einmal noch so einige Lackarbeiten zu machen gibt. Da dafür die Beschläge runter müssen, habe ich mir auch überlegt diese dann gleich neu zu machen. Ich meine, dass die Sitzposition aufgrund des weiter hinten liegenden Travellers auch viel zu weit hinten ist, jedenfalls weiter als bei einem modernen Boot. Daher meine Frage: Lohnt es sich die Curryklemmen und damit die Sitzposition weiter nach vorne zu legen (evtl. auch den Traveller?) und kann und sollte man auch gleich die Trimmvorrichtung wie in einem modernen Finn vorsehen (Cunningham, Baumniederholer, Outhoul, Inhoul und Fußgurt)? Was habt Ihr für Meinungen und Erfahrungen dazu?

Es grüßt Euch,
Andreas.

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GER 110
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Re: Wieviel Modernisierung verträgt ein Classic Finn?

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Hallo Andreas,

ein noch älteres Finn würde ich hinsichtlich der Beschlagsanordnung im Originalzustand belassen. Wenn Du mehr Wert auf gute Regattaergebnisse legst, - worauf die Kenntnis der Fachbegriffe hindeutet - solltest Du die Beschlagsanordnung verändern.

Wenn Du Fotos von G 1117 hast, kannst Du diese gern als Dateianhang hochladen.

G 1117

Re: Wieviel Modernisierung verträgt ein Classic Finn?

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Hallo Uwe,

ja natürlich bin ich an Regatten und an einem schnellen Boot interessiert, aber nicht um jeden Preis.. Sonst hätte ich mir ja auch so einen modernen Plastik-Devoti anschaffen können und mich dabei wahrscheinlich finanziell ruiniert. Ich habe bisher wenig Segelerfahrung auf dem Finn. Ich meine aber, dass die Sitzposition dort sein sollte, wo die Curryklemmen von Schot und Travellerschot sind und auch der Traveller zu weit hinten ist, so dass es schwer fallen wird beim Gewichtstrimm weiter nach vorne zu rutschen. Hat irgendjemand Erfahrung mit einer solchen Anordnung der Beschläge? Sind eigentlich alle Classic Finns so getrimmt, oder trifft das nur für die alten Mader Finns zu? Das Bild ist leider etwas unscharf, aber ich hoffe man kann erkennen was ich meine.


Andreas.
Finn-Travellerz.jpg

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GER 110
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Re: Wieviel Modernisierung verträgt ein Classic Finn?

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G 1117 wrote:Hallo Uwe,

ja natürlich bin ich an Regatten und an einem schnellen Boot interessiert, aber nicht um jeden Preis.. Sonst hätte ich mir ja auch so einen modernen Plastik-Devoti anschaffen können und mich dabei wahrscheinlich finanziell ruiniert.
Hallo Andreas,
die großen Regattafelder der 70-er und 80-er Jahre sind der Beweis dafür, dass man auch mit preisgünstigen Alumasten und langlebigen Dacronsegel prima segeln kann.
Dies beweisen auch die O-Jollen, die in Deutschland mindestens gleich stark wie die Finn-Klasse sind.
Ich habe bisher wenig Segelerfahrung auf dem Finn. Ich meine aber, dass die Sitzposition dort sein sollte, wo die Curryklemmen von Schot und Travellerschot sind und auch der Traveller zu weit hinten ist, so dass es schwer fallen wird beim Gewichtstrimm weiter nach vorne zu rutschen. Hat irgendjemand Erfahrung mit einer solchen Anordnung der Beschläge? Sind eigentlich alle Classic Finns so getrimmt, oder trifft das nur für die alten Mader Finns zu? Das Bild ist leider etwas unscharf, aber ich hoffe man kann erkennen was ich meine.
Andreas.
Noch bis Anfang der 70-er Jahre befand sich der Traveller nicht auf dem Reitbalken sondern ca. 15 - 20 cm achterlicher, wie es das Foto meines ehemaligen 1970-er Raudaschl-Finns G 1141 beweist:
Image

Zum Regattasegeln also die Travellerschiene auf dem Reitbalken montieren, wie beim Devoti (Fotos: Fifi Ehlers):

Image

oder Mader-Finn
Image

Auf dem folgenden Foto (Goldcup-Gewinner Ben Ainslie) kann man die Beschlagsanordnung gut erkennen:

Image
Foto: © Peter Bentley/PPL

Das Schwertfall (möglichst endlos) wird über einen am Decksrand angebrachten Block geführt, so dass es auch durch Ziehen an der leeseitigen Seite geliftet werden kann.

Als Baumniederholer jat sich übrigens eine Hebelkonstruktion durchgesetzt.

Zur Standardausstattung zählt seit Anfang der 70-er Jahre ein beidseitig am Cockpitrand befindlicher Strecker für das Outhaul. (Vorher gab es für das Outhaul lediglich Kammklemmen am Baumende.

Andreas, ähnelt Dein Finn eigentlich diesem noch zu restaurierenden Mader-Finn ?

Image

Weitere Fotos: http://www.regatta-forum.com/phpBB3/vie ... =28&t=1086

Ausserdem interessiert mich, auf welchem Segelrevier Du zuhause bist.

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GER 110
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Re: Wieviel Modernisierung verträgt ein Classic Finn?

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... und hier folgt ein Foto von Andreas Finn, welches ich hier einstelle, da Andreas Probleme beim Hochladen hat.
(Ich habe das Bild per JPG-kompressor von 1,18 MB auf 180 kb verkleinert.)
Finnz.jpg
(Sieht ja Matthias-Mittsommernachtstraums Finn sehr ähnlich.)

Ich hoffe, dass Andreas damit einverstanden ist, wenn wir es auch gleich bei den Classic-Finns vorstellen.

mittsommernachtstraum

Re: Wieviel Modernisierung verträgt ein Classic Finn?

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hallo Andreas,

Dein Finn sieht meinem tatsächlich sehr ähnlich. Wobei ich denke, eher ein Baujahr um 1963 zu besitzen. Der Mast ist aus Holz. Zu der Frage, wieviel Originalität braucht ein Klassic-Finn (Ich habe deine Frage nach Modernisierung jetzt bewusst umgekehrt), denke ich es kommt sehr auf Deinen individuellen Anspruch an. Bei mir ist es so, ich kann zwar leidlich segeln, werde aber nie in den vorderen Ranglistenplätzen auftauchen. Mein Ziel ist es daher eher, ein Boot möglichst original zu erhalten. Ich segele bisher einen 15er Jollenkreuzer und eine Koralle. Baujahr 1964 und 1968.

Andererseits habe ich auf unserem Revier 20er Rennjollen (Z-Jollen) aus den 30er Jahren gesehen, die mit neuen Beschlägen und deren Anordnung absolut rennfähig ausgerüstet sind. Auch sehr interessant und aller Achtung wert.

Es kommt wirklich auf Deine Vorstellung an, wie Du segeln möchtest. Wenn Du erfolgreich Regattasegeln (bewusst mit einem alten Boot) möchtest, dann passe es ruhig den heutigen Erkenntnissen an. Das ist kein Stilbruch, gute Regattaboote wurden schon immer regelmäßig neu "angepasst". Wenn Du einen "Oldtimer" bewahren möchtest und bereit bist die Unzulänglichkeiten in Kauf zu nehmen, dann bohre bitte kein zusätzliches Loch ins Holz.

Ich selber bekenne mich ganz klar zu der zweiten Einstellung. Ich wüsste zum Beispiel sehr genau, wie ich aus der Koralle eine Rennjolle bauen könnte. Aber mir sträubt sich bei dem Gedanken das Nackenhaar.

Wenn Du möchtest, gib mir doch Deine Mail-Adresse. Wir könnten uns dann direkt austauschen, auch mit Bildern der Boote. Mir gelingt es leider nicht, hier Bilder einzustellen. Meine mail m.spiller@genion.de.

Alles Gute bei der Aufarbeitung Deines Bootes wünscht

Matthias

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Re: Wieviel Modernisierung verträgt ein Classic Finn?

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mittsommernachtstraum wrote: Wenn Du möchtest, gib mir doch Deine Mail-Adresse. Wir könnten uns dann direkt austauschen, auch mit Bildern der Boote. Mir gelingt es leider nicht, hier Bilder einzustellen. Meine mail m.spiller@genion.de.
Matthias, die Fotos interessieren mich ebenfalls. Daher noch einmal ein Tipp zum Hochladen der Bilder:

Bilder müssen auf ca. 200 kb komprimiert werden, damit sie direkt von Eurer Festplatte hochgeladen werden können.

Ich benutze zum Komprimieren der Bilder den JPG-Compressoer von nSonic, der es gestattet, mehrere Bilder in einem Rutsch auf die gewünschte Datei-Größe zu verkleinern.
Gleichzeitig können die Abmessungen auf bsw. 800x600 oder 640 x 480 Pixel reduziert werden.

Hier gehts zum Download: http://www.nsonic.de/blog/software/jpgcompressor/

Zum Regattasegeln auf einem Binnenrevier sollte man den Traveller auf dem Reitbalken montieren und die Curryklemmen versetzen. Die Struktur des Bootsrumpfes bleibt dabei weitgehend unangetastet.

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Re: Wieviel Modernisierung verträgt ein Classic Finn?

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mittsommernachtstraum wrote: Dein Finn sieht meinem tatsächlich sehr ähnlich. Wobei ich denke, eher ein Baujahr um 1963 zu besitzen.
1963 gab es aber noch keine 800-er Segelnummern. Du hattest ja folgendes geschrieben:

"Die Baunummer habe ich gefunden, aber sie ist sehr schlecht lesbar (oben auf dem Reitbalken verwittert) Es ist 87 und dann eventuell noch eine Ziffer, warscheinlich 0. Das werde ich mit dem DSV klären."


G 758 - Bj. 1966
G 888 - April 1968
G 918 - Mai 1968

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Re: Wieviel Modernisierung verträgt ein Classic Finn?

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Nebenbei bemerkt: Das rote, gerade auf der Startseite befindliche Finn ist ein Mader-Finn aus 1969.
Bereits in den 70-er jahren korrodierten die Messinggewindeschrauen, die zur Mastfuss - und Ausreitgurtbefestigung verwendet wurden.
Die Köpfe der Messinggewindeschrauben brachen infolge Korrosion ab und mussten ersetzt werden, was im Mastfussbereich sehr schwierig war, da die Mastfusskonsole nur von aussen zugänglich ist.

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