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Zusätzlich zum erhöhten Wasserverkehrsaufkommen schallt oft laute Musik aus den Tret- oder Schlauchbooten. Denn die Leute haben Boxen an Bord, die voll aufgedreht 126 Dezibel schaffen. So laut ist auch ein startender Düsenjet.
Die Politik hat sich gegen zusätzliche Regeln für die Alster entschieden. Und so erwartet Hamburg auch in diesem Sommer wieder ein „Wahnsinn auf dem Wasser“. Wahnsinn, den die Wasserschutzpolizei im Griff behalten muss. Wenn Walter Dieckmann seinen Dienst um 8.00 Uhr beginnt, liegt die Alster noch ruhig vor ihm. Der Polizeioberkommissar ist bei der Wasserschutzpolizei – Außenstelle Alster. „Durch Corona, Reise- und Vereinssportverbote, haben sich viele Leute aufblasbare SUPs, Schlauchboote und andere Kreationen gekauft, mit denen sie in ‚See‘ stechen“, sagt er.
Die Verkehrsregeln auf der Alster sind zwar einfach, die meisten kennen sie aber trotzdem nicht. Und so droht an sonnigen Tagen, wenn Alsterdampfer, Segler, Ruderer, Hobby- und Freizeitkapitäne gleichzeitig unterwegs sind, Chaos, das die Kollegen der Wasserschutzpolizei kontrollieren müssen. Oft entern die vielen aufblasbaren Boote die Alster nicht über vorhandene Steganlagen, sondern über den Uferbereich, wo teilweise auch die Brutstätten der Wasservögel sind. „Tiere und Pflanzen leiden massiv“, sagt Schwanenvater Olaf Nieß. Verlassene Nester und zerstörte Schilfanlagen muss er seit dem vergangenen Sommer nicht lange suchen.
Die Bewohner*innen am Winterhuder Kai sehen das Chaos mit gemischten Gefühlen. Sie werden nicht von den Menschen auf dem Wasser, sondern von denen am Wasser geplagt. Die öffentliche Wiese direkt vor ihren Balkonen und Schlafzimmerfenstern hat sich nämlich im vergangenen Jahr zum Party-Hotspot entwickelt. Gegen 19.00 Uhr wechselt dort die Besetzung. Statt sonnenhungriger Anwohner*innen und Familien, kommen die, die sonst mutmaßlich eher auf dem Kiez oder im Schanzenviertel unterwegs sind. Das bedeutet für das ruhige Wohnviertel Lärm bis spät in die Nacht. Viele Nachbarn haben schon kapituliert und sind ausgezogen.
Darüber, dass es so nicht weitergeht, sind sich alle einig. Aber die Alster ist für alle da. „Deshalb muss es Kompromisse geben“, sagt Michael Werner-Boelz, Leiter des Bezirksamts-Nord. In seinen Bereich fällt nicht nur der Bereich der Alster, in dem Schlauchboote, SUPs, Kanus und Dampfer um die beste Route konkurrieren, sondern auch die neue Partymeile und die Brücken, von denen Jugendliche ins Wasser und manchmal sogar auf die Alsterdampfer springen.